Gereimtes und Geschichten über Hofen
von Theophil Faßnacht (Pfarrer in Hofen 1878 - 1889) Verfasser des einzigen Heimatbuches "Hofen a.N. und seine Burgruine nach Geschichte und Sage"
Die Burgruine Hohenhofen.pdf
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Als Ludwig Uhland im Jahre 1823 zum letzten Mal mit der Fähre von Hofen nach Mühlhausen übersetzte dichtete er die nachstehenden Verse zum Gedenken an seinen verstorbenen Onkel und seinen gefallenen Freund.
Spitznamen der Stuttgarter Vorortbewohner aus "Die schönsten Sagen aus Stuttgart" von Richard Meinel
Kleines Dorf am Neckarstrande
Hofen, Du ich grüße Dich!
Deine Burg auf steilem Rande
grüßt jetzt als Ruine mich.
Ihre Steine würden sagen,
könnten sie erzählen mir,
was vor vielen grauen Tagen
alles sich ereignet hier.
Was vergangen kehrt nie wieder,
neue Zeit nimmt uns in Bann.
Nur die Welle auf und nieder
rinnt, wie früher sie schon rann.
Schütze dich des Himmels Segen,
Hofen liebes kleines Nest,
und beschirme allerwegen
deines alten Schlosses Rest!
aus Sagen rund um Stuttgart von Klaus Graf
DER STEINERNE LAIB BROD (Birlinger 1861)
Auf dem Gottesacker von Hofen bei Cannstadt ist auf einem
Monument in den Stein ein Laib Brod eingemeiselt. Es geht
die Sage, die Schweden hätten das Schloß Hofen belagert. Es war eine große Not unter den vertheidigenden Leuten drinnen. Die Schweden wurden dessen inne,
ließen hineinsagen: wenn sie noch zwei Laib Brod vorzeigen können,
den einen für die Mannschaft, den andern für die Loskaufung der
Herrschaft, so dürfe die Besatzung frei abziehen und die Burg dürfe
nimmermehr zerstört werden. Die drinnen hatten aber blos noch einen Laib
Brod; das Schloß wurde zerstört, wovon die Trümmer jezt noch
sichtbar sind. Später, wahrscheinlich von einer Herrschaft, wurde zum
Andenken ein Wappen mit dem steinernen Laib Brod auf dem
Kirchhofe angebracht zur ewigen Gedächtnuß
des unglticklichen Falles der Hofener Burg.
BURG HOFEN (Theophil Andreas Faßnacht 1887)
Wie an alle zerstörten Burgen die dichtende Sage efeuartig sich anrankt, so auch an die hiesige. Auch hier sind natürlich noch Schätze zu heben (obwohl zweifelsohne die Schweden nach ihrer bekannten Manier schon ordentlich aufgeräumt haben) und werden von schuldbeladenen
Geistern, die der Erlösung harren, gehütet. Ritter im Harnisch und
im Zivil, sowie Edelfräulein mit Federhüten und Samtkragen, Frauen mit
Kindern auf dem Arm - entsteigen dem Gewölbe, wo einst der Turm
stand, schweben zum ehemaligen Söller empor und lassen sich
Sonntagskinder sogar mittags 12 Uhr sehen. Einmal stiegen Kinder hinab in
das noch erhaltene Verließ, entdeckten dort eine verschlossene Eisenthüre (welche man seither vergeblich
sucht), fanden davor eine Pergamentrolle, brachten diese herauf - dieselbe wurde ihnen aber von, wie darauf bereits harrenden, Unbekannten entrissen, welche damit spurlos verdufteten. Auch Studenten sollen durch den Gang vorn in der Ecke des sogenannten
Hirschgrabens (Herzog Karl ließ nämlich Rehe und Hirsche dort ein-
schließen - auch in der Ruine Jagdmahle abhalten - es bestanden
noch Turm und Gemächer und die Küche - der Wasserstein ist jetzt
noch im Hintergrund oben an der Mauer sichtbar -) vorgedrungen
sein und hinter dem abgeschlagenen Mörtel eine eingemauerte Perga-~
mentkapsel entdeckt und mit derselben verschwunden sein. (Tradition
der Familie Späth, der nachmaligen Besitzer der Burg.) Ja, sogar eine
ganze Kiste sei von fremden unbekannten Touristen in einem Gewölbe
eruiert und von denselben als gute Prise mitgeschleppt worden. Auf
derartigen Erzählungen basiert ohne Zweifel die Bemerkung in der
Oberamtsbeschreibung über zu Hofen in der Ruine gefundenen und
geraubten Dokumente. Unwahrscheinlich!
Ferner wird berichtet: aus dem unterirdischen Gang, der unter
dem Neckar bis Zuffenhausen hinüberführte und nach der oben erwähnten Engelsburg abzweigte, kamen einst in mondheller Nacht Männer, darunter einer mit
Abtsmitra und Stab, vor das Lager eines Schulmädchens im neuen
Schlößchen, und suchten es durch Aussicht auf Gold und Glück für
diesseitiges und jenseitiges Leben zu bewegen, ihnen zu folgen, um sie zu
erlösen. Da es ihren verlockendenAnerbietungen kein Gehör schenkte,
wurde es, sehr unritterlich, mit einer derben "Backpfeife" regaliert und mit davon geschwollener Wange
verlassen.
GRÜNTÖFFELE (Theophil Andreas Faßnacht 1887)
Besonders aber ist ein gespenstisches Spukwesen, das bis in die
neuere Zeit sich schreckbar zu machen wußte und da es ihm
zweifelsohne in den verfallenen Gewölben langweilig vorkam, mit den Bewohnern des neuen Schlosses (jetzt Schul- und
Rathaus nebst Privatwohnungen) sich in
Rapport zu setzen sucht – der gefürchtete Grünpantoffel (vom Volksmund
gewöhnlich im Diminutiv das "Grüntöffele" genannt). Dieses, der Sage nach vor Zeiten ein hochmütiges
Edelfräulein, ist wegen Üppigkeit, Hartherzigkeit gegen die Armen, Verachtung des lieben Brotes und anderer Delikte "verwunschen", kommt herüber und rumort bald wie ein echter Poltergeist mit infernalem Lärmen, bald in seiner hoffnungsfarbigen Fußbekleidung daherschlurfend, bald nur als
luftiges, wie Sturmwind die Wangen streifendes, mit fahlem Lichtstrahl
vorbeiziehendes Gebilde, in den Gängen herum und erfüllt die Seele des
Kühnen und mehr noch die des Hasenfußes
mit Grausen.
Willkommensgruß im Gasthof 'Zum Adler' in Hofen, dazugehörend eine Gartenwirtschaft in der Burgruine
Seid willkommen , frohe Gäste,
auf der Burg hier altersgrau!
Festlich grüßt vom Firn der Feste
deutsche Flagg' in Aethers Blau.
Blicket denn vom grünen Hügel,
von der Zinne hoch und frei
auf des Neckars blauen Spiegel
nach des Wunnensteins Bastei;
Blickt nach Schwabens Metropole,
wo das edle Herrscherpaar,
blickt nach Rothbergs Nekropole,
wo des Hauses Stammsitz war.
Doch wenn ihr erquickt die Seele,
an der wundervollen Schau,
labet dann auch Mund und Kehle
bei dem Adlerwirt Karl Rau.
Baur und Schubart, Schieferdecker und Poet - Zechkumpane und Dauergäste im Gasthof Adler
Hofschieferdecker Leopold Baur, ein Mann von herkulischem Körperbau, mit unverwüstlichem Humor und Durst, ständiger Stammgast im Gasthof Adler in Hofen, von seinen Freunden der "deutsche Fallstaff" genannt, war gegen Arme und Notleidende sehr wohltätig und ein schwäbisches Orginal der kraftvollen Zeit des 18. Jahrhunderts. Orginell ist seine derbkomische Verfügung betreffend den Ort seines Begräbnisses:
"Nicht in Stuttgart, sondern in Hofen will ich begraben sein. Da ist freie Aussicht in Gottes Welt. Da will ich ruhen, da höre ich auch die Posaune früher als die "Lalle" im Tal."
Noch derber-originell ist die scherzhafte Grabschrift, welche einst in weinseliger Laune der gewandte Improvisator Daniel Schubart seinem Zechkumpan Baur auf dessen cordiales Verlangen einst im "Adler" in Hofen aus dem Stegreif dichtete:
Hier liegt entseelt und totenblaß
das zweite Heidelberger Faß.
Erblaßt sind die Rubinen Dir,
einst Deiner Stirn und Nasen Zier;
und vor der Himmelspforte
spricht Petrus diese Worte:
Geh' heim, Du epikurisch Schwein,
werd Mensch, dann laß ich Dich herein."
Ein weiteres Gedicht Schubart über seinen Freund Baur höchstwahrscheinlich auch im Adler gedichtet:
Wenn der Baur ein Walfisch wär'
Und alle Meere Wein,
So trockneten die Meere
Von seinem Schlucken ein.